16. März 2013

Was können wir tun, wenn Menschen einsam und mittellos sterben?


Wir wurden ordnungsamtlich mit der Bestattung einer alten Dame beauftragt, die keine Angehörigen mehr hatte. Ihr Ehemann und die einzige Tochter sind schon verstorben und wurden damals in einem Urnengrab bestattet. Ihre Urne hätte dort noch zugebettet, ihr Name auf dem Grabstein ergänzt werden können. Dass sie fest davon ausging, dass es so einmal sein würde, wusste die Seelsorgerin, die sie in den letzten Monaten begleitet hatte.

Aus Kostengründen (die Dame war mittellos verstorben) wurde jedoch eine stille Einäscherung und anonyme Urnenbeisetzung angeordnet. Um ihre letzten Wünsche dennoch so gut wie möglich zu erfüllen, füllten wir Erde von dem Grab ihrer Lieben in eine Holzkiste und ließen die zusammen mit ihrer Urne im anonymen Grab beisetzen. Das ist unüblich, doch der Aufseher hatte Verständnis für dieses Anliegen.

Da die Frau sehr religiös war, viel betete und alte Kirchenlieder sang, hielt die Seelsorgerin dennoch eine Trauerfeier für sie, bei der nur wir beide anwesend waren. Sie erzählte von den Begegnungen mit ihr, von dem, was schwer war, von dem, woran sie sich freuen konnte. Wir haben zusammen das Vaterunser gebetet und auch ihr Lieblingslied "Jesu, geh voran" gesungen - so gut wir es eben konnten.

Und wir waren uns einig, dass wir den Menschen, die einsam und mittellos sterben, mehr Aufmerksamkeit schenken müssen. Sie haben - wie wir alle - ein Recht darauf, würdevoll und ihren Wünschen entsprechend bestattet zu werden.

Da muss noch viel geschehen.