13. April 2013

Es geht auch miteinander! Schriftwechsel mit einem Kollegen.

Guten Tag Frau Rolf,

seit dem Bestatterkongress 2012 sind nun schon ein paar Monate vergangen. Ihr Beitrag damals hat mich sehr zum Nachdenken angeregt. Schlussendlich bin ich jetzt an einem Punkt angelangt, wo ich in meinem Unternehmen einiges ändern werde.

Ich habe die Firma Anfang 2011 übernommen. Alles in allem lief wie bei den meisten Bestattungsunternehmen das meiste über den Produktverkauf. Dies ist aber eine Abhängigkeit, von der ich mich lösen möchte, denn bei mir steht der Mensch an aller erster Stelle und ich sehe meine Hauptaufgabe darin, diese Menschen zu begleiten. Das ist meine Stärke. Deshalb hat mich auch Ihr Konzept sofort angesprochen.

Grundsätzlich sind für mich die Dinge klar. Meine Frage geht eher dahin, wie Sie den Menschen das kommunizieren. Wie sind da Ihre Erfahrungen, wenn Angehörige für Dienstleistungen einen ungewöhnlich hohen Betrag wiederfinden. Bisher war ja der Sarg in der Regel immer das teuerste. Wie kommunizieren Sie es nach aussen, dass sich die Menschen nicht dabei ausgenutzt sehen, dass sie die Hilfe und Bereitschaft dazu bezahlen müssen. Ich weiß natürlich, dass das, was wir den Menschen bieten, nie genug honoriert wurde und der Bestatter noch nicht so lange als derjenige angesehen wird, was er heut zu Tage alles leistet.

Mich interessieren da mal Ihre Erfahrungen. Ich habe selbst nur ein kleines Bestattungsunternehmen, aber ich möchte nicht nur als der Sargverkäufer sondern eher als Begleiter wahrgenommen werde.

Vielleicht ist es für Sie ungewöhnlich, dass ein Kollege so anspricht, aber ich finde Ihr Konzept wirklich gut. Ich könnte mir mal ein Treffen, ein Erfahrungsaustausch gut vorstellen. Wie sehen Sie das, gibt es dazu eine Möglichkeit?

Vielen Dank und herzliche Grüße...


Lieber Herr ...,

danke für Ihre Nachricht.
Sehr gerne können wir uns einmal treffen und austauschen.
Nach unserem Jubiläum im Juni sehe ich wieder ein bisschen Land.


Wir hatten noch keine Schwierigkeiten, was die Begründung/Rechtfertigung unserer Preisstruktur angeht.
Viele Angehörige melden uns zurück, dass sie von einer deutlich höheren Rechnung ausgegangen seien und dass unsere Abrechnung transparent und sehr gut nachvollziehbar sei.


Wir führen als erste Position unsere Dienstleistungspauschale auf:
Text: Beratung, Organisation und Durchführung der Bestattung
Derzeit verlangen wir dafür 700€ butto, werden das aber vermutlich etwas hochsetzen (ich denke an 700€ netto).
Für das Handeln am verstorbenen Menschen verlangen wir derzeit 300€ netto. Auch hier wird es möglicherweise eine kleine Veränderung nach oben geben.
Text: Versorgung des verstorbenen Menschen, einkleiden und Einbettung
Was Särge, Urnen... bei uns kosten, können Sie der Homepage entnehmen:
http://www.bestattungen-rolf.de/produkte_und_preise.htm

Sollten uns Angehörige fragen, wie wir die 700€ rechtfertigen, werden wir sagen: unsere Zeit, unser Wissen, unsere Beratung, unser Herzblut, unser ehrliches Interesse an Ihrer Geschichte, unsere Telefonbereitschaft, das Erfüllen von Wünschen und Sonderwünschen, die Behörden und das Schriftliche, 5 Mitarbeitende, die über 1 bis 3 Wochen für Sie da sind, unser Dienst und unsere Leistung.

Aber, wie gesagt, die DLP wurde bislang noch nicht in Frage gestellt.

Ich freue mich sehr, dass Sie für diese Gedanken offen sind.
Und ich bin mir sicher, dass der Weg für alle, die dabei bleiben wollen, da entlang gehen wird. Die Sargpficht wird wohl kippen - macht uns nichts aus. :-) Für die meisten Kollegen ist das der Horror. Muss es aber nicht sein, wenn wir nur endlich anfangen, dafür Geld zu verlangen, was wir tun, statt für Bestattungszubehör Wucherpreise zu berechnen.


Ein schönes Wochenende und liebe Grüße,
Barbara Rolf