3. März 2013

Von Urnen, Preisen und anderen Problemen...

Die folgende Geschichte hat uns ein bisschen traurig gemacht, und sie zeigt, dass sich noch viel tun muss in unserer Branche, im kollegialen Umgang, im Umgang mit den Herstellern und Lieferanten, in Sachen Transparenz, Preisgestaltung und fairer Kundeninformation.

Uns erreichte folgende E-Mail einer Urnen-Herstellerin (eine ganz tolle, sympathische Frau, die wunderschöne Urnen macht):
"Liebe Frau Rolf,
ich habe eine kleine Bitte an Sie. Es geht um die Preise für meine Urnen, die Sie auf Ihrer Website veröffentlichen.
Mir ist es wichtig, dass Sie wissen, dass ich Ihre Art zu arbeiten und den Ansatz der Transparenz sehr schätze. Auf der anderen Seite führt diese Transparenz immer häufiger dazu, dass sich andere Bestatter bei mir beschweren, dass die Preise, die Sie im Internet veröffentlichen, deutlich unter den Preisen liegen, die andere Bestatter berechnen. Endkunden stoßen auch auf Ihre Preise und beschweren sich dann wiederum bei den Bestattern, die ihnen einen höheren Preis in Rechnung gestellt haben. Ebenso erweckt es den Anschein, wie wenn man als Privatperson bei Ihnen direkt eine Urne bestellen und den mit der Bestattung beauftragten Bestatter umgehen könnte. Das Ende vom Lied ist, dass Bestatter teilweise meine Urnen aus Ihrem Sortiment streichen.
Das bereitet mir im Moment Probleme.
Ich sitze zwischen allen Stühlen. Deshalb möchte ich Sie bitten, die Preise für meine Urnen auf Ihrer Internetseite zu entfernen. Eine andere Alternative wäre, die Urnen aus der Internetseite zu nehmen und nur noch in Ihren Räumlichkeiten zu präsentieren und zu verkaufen. In diesem Fall sind Sie selbstverständlich frei in der Preisgestaltung.
Ich hoffe, Sie verstehen mein Anliegen und die Problematik die sich daraus für mich ergibt. Gerne können wir auch nochmals persönlich über dieses Thema sprechen.
Liebe Grüße!"

Ich antwortete zunächst:
"Liebe Frau XXX,
uff…
Das ist für mich keine 'kleine Bitte', sondern ein ganz großes Thema.
Ich bespreche das mit Mitarbeitenden und Beratern und melde mich dann wieder.
Liebe Grüße,
Barbara Rolf"

Nach intensiven Gesprächen im Team und mit externen Beratenden, formulierten wir folgende Antwort an die Urnen-Designerin:
"Liebe Frau XXX,
vielen Dank für die offenen Worte bei Ihrer Darstellung der Problematik. Es ist mit Sicherheit nicht leicht bzw. unmöglich, es allen recht zu machen.
Die Preisgestaltung für nicht preisgebundene Waren obliegt nach meinem Kenntnisstand dem verkaufenden Unternehmen. Aus diesem Grund wird es immer Unterschiede in der Höhe des Preises für ein und dasselbe Produkt geben.
Kollegen, die sich nun bei Ihnen über unsere Preisgestaltung beschweren, sollten dies wissen. Auch kann ich mir nicht vorstellen, dass es Aufgabe der Großhändler ist, die Preisgestaltung der Einzelhändler zu koordinieren.
Mit der Veröffentlichung unserer Preise im Internet tragen wir im Übrigen dem Preisauszeichnungsgesetz Rechnung. Wenn Kollegen auf ihren Internetseiten keine Preise nennen, ist das deren Angelegenheit und für uns kein Anlass es ihnen gleichzutun.
Der Umstand, dass Bestatter Ihre Urnen aus ihrem Sortiment streichen, weil wir sie 'zu billig' anbieten, ist für Sie sicherlich sehr unangenehm, für uns aber nicht nachvollziehbar. Das eine hat mit dem anderen doch gar nichts zu tun. Wenn sich Angehörige bei einem Bestatter über dessen Preisgestaltung beschweren, muss er sich für seine Preispolitik erklären, und kann diese Verantwortung weder auf Sie noch auf uns abwälzen.
Selbstverständlich können Privatpersonen bei uns Urnen beziehen. Damit umgehen sie aber nicht den Bestatter. Wir sind Bestatter!
(Unabhängig davon hätte ich übrigens nicht das geringste Problem damit, wenn Angehörige ihre Urne bei Ihnen direkt oder woanders kaufen würden. Wir verkaufen in erster Linie unsere Dienstleistung - unsere Beratung, unser Handeln, unser Wissen und unser Verständnis für die Menschen. Das lassen wir uns bezahlen, und davon leben wir. Särge, Urnen, Decke und Kreuze können die Menschen, wenn sie es brauchen und wollen, gerne von uns bekommen, aber gerne auch woanders her. Wir sind keine Händler, sondern Dienstleister.)
Ich finde es sehr bedauerlich und auch unfair, dass auf Sie so ein Druck ausgeübt wird. Mir scheint jedoch, dass Kollegen versuchen, Sie vor einen Karren zu spannen, den Sie im Grunde nicht ziehen müssten.
Wir können, wenn wir uns treu bleiben und unsere Versprechen halten wollen, Ihre Wünsche nicht erfüllen, was die Veröffentlichung unseres Sortiments und/oder unserer Preise im Internet angeht und haben uns entschieden, unsere Arbeit in dieser bewährten Weise fortführen. Es steht Ihnen aber selbstverständlich frei, Ihre Urnen nur an ausgewählte Geschäftspartner zu liefern.
Mit herzlichen Grüßen,
Barbara Rolf"

Daraufhin erhielten wir diese Nachricht:
"Liebe Frau Rolf,
ich kann Ihre Ausführungen sehr gut nachvollziehen und respektiere Ihre konsequente Haltung.
Wie in meiner letzten E-Mail erläutert, ist es für uns nicht einfach, die Bedürfnisse unserer Vertriebspartner im In- und Ausland sowie der lokalen Bestatter unter einen Hut zu bringen. Hier ist das Internet Fluch und Segen zugleich. Als Hersteller schätzen wir zum einen die Transparanz, die das Internet bringt. Auf der anderen Seite führt es auch zu permanentem Unmut unserer Partner in Bezug auf die unterschiedlichen Preisgestaltungen.
Nachdem ich mir die ganze Problematik in den letzten Tagen durch den Kopf gehen hab lassen und nachdem ich mir auch nochmal einen qualifizierten Rat eingeholt habe, hat es sich bei mir verfestigt, dass ich erst einmal Ruhe in die Situation reinbringen möchte. Es fällt mir sehr schwer, aber ich möchte Sie bitten, meine Urnen aus dem Sortiment zu nehmen und nicht mehr im Internet zu präsentieren.
Ich möchte betonen, dass diese Entscheidung nicht auf einer Unzufriedenheit mit Ihnen als Geschäftspartnerin basiert, sondern im Gegenteil, dass ich Sie und Ihre Arbeit persönlich sehr schätze!
Ich hoffe, dass Sie meine Haltung respektieren können.
Mit herzlichen Grüßen"

Selbstverständlich sind wir dieser Aufforderung unverzüglich nachgekommen. Wenn auch schweren Herzens. Nicht, weil wir jetzt keine schönen Urnen mehr anbieten könnten - Urnen gibt es ungezählte, und eine ist schöner als die andere, sondern weil es einfach traurig ist. Ein Mensch wird so unter Druck gesetzt, im Grunde sogar erpresst, dass er sich von Kooperationspartnern, deren Arbeitsweise er im Grunde schätzt und begrüßt, trennen muss.

Abschließend noch ein Wort zu unserer Urnenpreisgestaltung, womit ich zeigen möchte, dass wir keine Dumpingpreise haben, sondern uns einfach nur um eine Preisgestaltung bemühen, die transparent ist und fair, dem Hersteller, uns selbst und dem Käufer gegenüber: Wir haben eine feste Formel, aus der sich unser Verkaufspreis ergibt: Einkaufspreis + Versandkosten + unser Aufschlag (= ein fixer Betrag unter 100€, bei jeder Urne gleich) + MwSt.