15. Juni 2012

Spaziergang am Bärensee



















Vor wenigen Tagen war ich mit einem Freund am Bärensee spazieren. Diesen Baum kenne ich schon lange, habe ihn bislang aber nur in Herbst und Winter gesehen, oft betreten (zum Balancieren) und hielt ihn für tot.


Ich konnte meinen Augen kaum trauen, als ich dieses Mal erfahren durfte, dass er lebt, dass diese Eiche ihren Sturz überstanden und ihre völlig veränderten Lebensumstände angenommen hat, weiterhin treibt, weiterhin lebt. Trotzdem. Das hat mich sehr an das Gedicht von Hermann Hesse "Gestutzte Eiche" erinnert: 


Wie haben sie dich, Baum, verschnitten, 
Wie stehst du fremd und sonderbar!
Wie hast du hundertmal gelitten,
Bis nichts in dir als Trotz und Wille war!

Ich bin wie du, mit dem verschnittnen,
Gequälten Leben brach ich nicht
Und tauche täglich aus durchlittnen
Roheiten neu die Stirn ins Licht.

Was in mir weich und zart gewesen,
Hat mir die Welt zu Tod gehöhnt,
Doch unzerstörbar ist mein Wesen,
Ich bin zufrieden, bin versöhnt!

Geduldig neue Blätter treib ich
Aus Ästen hundertmal zerspellt,
Und allem Weh zu Trotze bleib ich
Verliebt in die verrückte Welt.