31. August 2011

Eine Bestattung, eine Harfe und soziale Netzwerke

Ein Kind bestatten zu müssen, bedeutet immer eine große Herausforderung für uns - emotional wie organisatorisch. 

In diesem Fall kam erschwerend hinzu: die Bestattung war auswärts (wir hatten lange Wege und kannten uns vor Ort nicht aus), es waren Sommerferien (kaum jemand war im Lande und greifbar), und die Eltern des verstorbenen Kindes hatten sehr konkrete, sehr besondere Wünsche und Vorstellungen. Einer davon war (und um diesen Wunsch und seine Erfüllung geht es hier): Es soll in der Kirche Harfe gespielt werden, weil das bedeutsam war in der Begleitung des kranken Kindes, weil es ihm und seinen Eltern immer gut getan hat. 
Harfe? Kein Problem! Dachte ich...
Zuhause angekommen, fragte ich die Musiker an, die ich kenne. Doch bald war klar: nicht eine einzige Harfenistin war im Lande und an diesem Tag verfügbar.
Nach stundenlanger Suche fiel mir nichts mehr ein, als meine Not in meinen Online-Netzwerken weiterzusagen, in XING und Facebook. "Suche dringend Harfenist/in für die Bestattung eines Kindes am Samstag." Was dann geschah, ist unvorstellbar. Ich erhielt Nachrichten ohne Zahl. Viele, viele Menschen nahmen Anteil an der Trauer der jungen Familie, schickten gute Gedanken und teilten das Harfen-Gesuch wiederum in ihren Netzwerken. Es waren spannende Stunden. Immer neue Nachrichten: "Hier eine Nummer! Habe eine Mail geschickt! Versuche es mal hier, mal dort." Und dann plötzlich, die Nachricht von einer mir völlig fremden jungen Frau: "Versuchen Sie es bei Jochen Vogel." Das tat ich (schon kurz vor dem Aufgeben und den Tränen nahe) - und er sagte zu.

Er hat die Trauerfeier wunderschön mitgestaltet. Und ich habe so intensiv wie noch nie zuvor erlebt, wie "real" und tragfähig virtuelle Netzwerke sein können. 


Danke!